Der majestätische Ayeyarwady Fluss
Neue Schutzgebiete in Myanmar
Kaum ein Fluss ist noch so naturbelassen und unverbaut wie der Ayeyarwady Fluss in Myanmar. Er bietet Lebensraum fuer viele bedrohte Fisch- und Vogelarten und Millionen von Menschen, die direkt oder indirekt vom Fluss und seinen Feuchtgebieten leben. Neben der drohenden Energiegewinnung durch Staudämme sind es vor allem Jagd und Überfischung, die das Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung bedrohen. Die Manfred-Hermsen-Stiftung ist hier seit 2016 im Bereich Vogelmonitoring und Schutzgebietsplanung aktiv. Ein Netzwerk von sechs verschiedenen Flussabschnitten soll die wichtigsten Gebiete für Wasservögel, Fische und die seltenen Flussdelphine schützen.
Hintergrund
Der Ayeyarwady Fluss, auch als Irrawaddy bekannt, gehört zu den 15 großen Flüssen in Asien. Der gut 410.000 Quadratkilometer umfassende Einzugsbereich des Flusses befindet sich fast ausschliesslich in Myanmar und bestimmt damit weitgehend das Land. Der gigantische Fluss bildet die zentrale Lebensader des Landes. Er erstreckt sich vom Hkakabo Razi Mountain im östlichen Himalaya von 5.881 m Höhe auf über 2.200 km bis ins riesige Delta im Indischen Ozean.
Mit mindestens 550 Fischarten gehört das bisher wenig erforschte Gewässer zu den fischreichsten Flüssen der Welt. Auch in der Vogelwelt zählt das Einzugsgebiet des Flusses mit 906 Arten zu den artenreichsten Regionen in Asien. Unter den Wasservögeln gilt der Fluss als besonders wichtiger Rastplatz für Wintergäste aus Nordasien und der Himalaya Region, aber auch für brütende Wasservögel, die sich vor allem auf den vielen Flussinseln ansiedeln.
Doch sind noch zwei weitere bemerkenswerte Eigenschaften des Ayeyarwady aufzulisten. Bis heute ist der 2.210 km lange Strom auf seiner ganzen Länge weder durch Staudämme und andere Konstruktionen beinflusst und ist in seinem Fluss nicht beinträchtigt. Dies ist bei solch riesigen Flüssen weltweit sehr selten. Abgesehen von einigen wenigen Flüssen in Russland, die in die Arktis münden, ist dies einmalig in der Welt. Desweiteren hat der Ayeyarwady eine der größten Sedimentfrachten der Erde, wenn nicht sogar die höchste, gemessen am Einzugsgebiet. Die Sandfrachten bilden eine Vielzahl an riesigen Flussinseln aus, die teilweise mehrere Kilometer Länge umfassen und mit mehreren Sandschichten ausgestattet sind.
Seit 2016 führen wir regelmäßig jeweils im Februar Vogelbestandsaufnahmen am Fluss per Boot durch. Insgesamt sind in den drei vergangenen Jahren 211 Vogelarten nachgewiesen worden. Diese Zahl kann sich noch erhöhen, wenn die angrenzenden Waldgebiete noch stärker einbezogen werden. Davon sind gut 60 Arten Wasservögel, die sich am oder auf dem Fluss aufhalten. Diesen galt das Hauptaugenmerk, denn sie dienen als Indikatoren für Veränderungen am Fluss-Ökosystem.
Charakteristisch für den Fluss im Winter ist die Rostgans. Sie ist
nur im Winterhalbjahr am Fluss zu finden und zieht im Frühjahr zurück in
ihre Brutgebiete ins zentralasiatische Hochland und nach China. Mit
über 9.000 Individuen ist die Rostgans mit Abstand der häufigste
Wasservogel am Fluss.
Bedrohungen
Neben der starken Überfischung, oft sogar durch Elekrofischen völlig leer gefischt, sind vor allem Störungen einer zunehmenden Bevölkerung in Betracht zu ziehen. Nach wie vor wird an wichtigen Sammelplätzen Jagd auf die Wasservögel, meist durch Vogelfang mit Netzen oder Giftködern ausgeübt. Die ungeregelte Sand- und Kiesentnahme und das Schürfen nach Gold im Flussbett sind auf Teilstrecken sehr bedeutende Bedrohungen nicht nur für die Wasservögel sondern für das gesamte Fluss-Ökosystem.
Das Projekt
Gemeinsam mit der englischen Naturschutzorganistaion Fauna Flora International und den zuständigen Behörden entwickeln wir ein Schutzkonzept entlang der wichtigsten Flussabschnitte, das sowohl die Artenvielfalt als auch langfristig die ökonomisch und ökologische Sicherheit der am Fluss lebenden Gemeinschaften gewährleistet. Zusammen genommen erfüllen gleich mehrere Teilabschnitte des Flusses zwischen Myitkyina und Bagan die Kriterien für die Ausweisung zum Ramsargebiet. Daher wird auch ein Cluster von mehreren lose miteinander zusammenhängenden Flussabschnitten als ein Ayeyarwady Ramsargebiet vorgeschlagen.
Da vielfach die menschlichen Aktivitäten am Fluss erhalten und nicht weiter eingeschränkt werden sollen, als aus der Nachhaltigkeit heraus notwendig erscheint, bietet sich das Schutzmodel des Biosphärenreservats als sehr geeignet an. Mit mehreren Schutzzonen und Kerngebieten kann eine nachhaltige Nutzung erhalten und gar gefördert werden. Erste Ideen sind bereits der Regierung vorgestellt und in einem durch die Weltbank geförderten Bericht an die Regierung beschrieben worden. Nun gilt es in weiteren Schritten die einheimische Bevölkerung für die Schutzideen zu gewinnen.
Weitere Informationen
Unsere Studie Drei Jahre Wasservogel Monitoring für Schutzgebiet in Myanmar bestätigt die herausragende ökologische Bedeutung der Fluss-Feuchtgebiete in Myanmar.
2. Februar 2021: Veröffentlichung unserer Studie im Forktail
Neues Biosphärenreservat - Schutz für den Indawgyi See
Vogelreichtum Ayeyarwady, Falke-Artikel, März 2019
Unser Partner Fauna & Flora International