Mit diesem länderübergreifenden
Projekt möchten wir den Ursachen für den drastischen Bestandsrückgang des in
Sibirien brütenden und bis nach Indien ziehenden Löffelstrandläufers
(Eurynorhynchus pygmeus) auf den Grund gehen und uns für dessen Überleben
einsetzen. Seit 2003 dokumentiert Dr. Christoph
Zöckler, Löffelstrandläufer Experte der ersten Stunde, in internationalen Teams
den dramatischen Rückgang der Brutpaare in Sibirien. Alle Anzeichen deuten
darauf hin, dass die rasanten Veränderungen und Entwicklungen an den Küsten
Chinas, Koreas und Japans maßgeblich zum Rückgang dieses Vogels – und auch
anderer Watvogelarten – beigetragen haben. Doch viele der potentiellen
Bedrohungen des Löffelstrandläufers müssen noch identifiziert werden. Dazu ist
noch weitere Ursachenforschung erforderlich, besonders auf der Zugroute und im
Überwinterungsgebiet, die u. a. durch das Engagement unserer Stiftung nun zügig
weiter betrieben wird. Parallel helfen wir bereits in Myanmar und neuerdings China
erste Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Ein Aktionshilfe-Programm bezieht alle Schutzmaßnahmen aller 12 Anliegerstaaten mit ein.
Übergeordnetes Ziel ist die Bewahrung und etwaige Wiederinstandsetzung
asiatischer Küstenregionen als wichtige Trittsteine auf dem
Zugweg für den nachhaltigen Schutz vieler Zug-, wandernder und
Wasservogelarten. Der Löffelstrandläufer interessiert uns auch als wichtiger
Indikator für den Zustand der Küstenökosysteme, die er belebt. Da zu seinem
Lebensraum viele bedrohte Küstenabschnitte in Süd- und Südostasien
zählen, und in einigen Ländern wie Russland und Japan langsam ein Interesse
an dieser charismatischen Art heranreift, hoffen wir, mit unserem
Forschungsprojekt einen weiteren Anstoß zu einem
effektiven länderübergreifenden Naturschutz in Asien zu geben.
Hintergrund
Dieser charismatische Watvogel mit seinem löffelförmigen Schnabel steht kurz vor
dem Aussterben und wurde 2008 von BirdLife International in der roten Liste
als global „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Ornithologen wie Christoph
Zöckler und russische Kollegen sind dem Löffelstrandläufer seit dem Jahr 2000
im Brutgebiet
von Chukotka, Nordostsibirien, auf der Spur und beobachteten einen
besonders starken Rückgang: Der Bestand ist seit den 1970ern um gut 80 %
geschrumpft auf heute nur noch geschätzte 200-300 Paare. Alarmierend und noch
unerklärt ist das „Verschwinden“ beringter Jungvögel und die geringe Rückkehr
individuell markierter Altvögel. Beides deutet auf Bedrohungen außerhalb des
Brutgebietes auf der Zugroute oder im Überwinterungsgebiet hin. Aus einzelnen
Meldungen von
den Küsten Japans, Südkoreas, und Chinas,– alles vorwiegend
Zwischenrastplätze auf der Zugroute des Löffelstrandläufers – und jüngst aus
Burma und Thailand lassen sich nur ungefähre Rückschlüsse zu seinem
Aufenthaltsort während des Winters ziehen.
Schädigende
Einflüsse auf den Löffelstrandläufer während des Zugs sind natürlich
sehr schwer zu ergründen. Deshalb war es sinnvoll, zunächst das Hauptüberwinterungsgebiet
ausfindig zu machen und hier Ursachenforschung zu betreiben. Dieses scheint
neuerdings gefunden zu sein: Die Wattflächen nahe Shanghai.
Projekt-Etappen
Die Suche nach dem Überwinterungsgebiet: Mit der finanziellen Unterstützung der Manfred-Hermsen-Stiftung und unter der Leitung von Dr. Christoph Zöckler bereiste ein international besetztes Forscherteam im Januar 2005 das Gangesdelta in Indien, im Januar 2006 Bangladesh und in 2008 und 2009 die wenig besuchten und kaum erforschten Küsten Burmas und Myanmars. 2013 kam die entscheidende Exkursion in China hinzu.
Die Ergebnisse waren zunächst ernüchternd, denn es wurde kein einziger Löffelstrandläufer in Indien und nur wenige (11) in Bangladesch gefunden. Die Ergebnisse und glaubhafte Aussagen von Einheimischen lassen den sicheren Schluss zu, dass Indien nicht zum Überwinterungsgebiet zählt. Bangladesch wurde aufgrund früherer Beobachtungen immer als traditionelles Überwinterungsgebiet vermutet, dürfte aber nach den sensationellen Funden von 84 überwinternden Vögeln in Burma an Bedeutung dem Nachbarland gleichstehen, zumal aus dem Winter 2008 aus Bangladesch keine Beobachtungen vorliegen.
In beiden Ländern sind Entwicklungen und Veränderungen der sensiblen Küstenökosysteme beobachtet worden. Zur Garnelenzucht werden die für den bedrohten Strandläufer so wichtigen Schlickflächen in künstliche, von den Gezeiten ausgeschlossene Teiche umgeformt. In einigen wenigen, aber für die bedrohte Art wichtigen Schlickflächen werden regelmäßig von Einheimischen Netze zum Watvogelfang aufgestellt, und laut der örtlichen Jäger landen auch regelmäßig Löffelstrandläufer in den Kochtöpfen.
2013 endlich kam der lang ersehnte Durchbruch: 140 Löffelstrandläufer wurden bei ihrer Rast in den Wattflächen bei Shanghai entdeckt – der wohl nahezu vollständige Bestand an adulten Tieren dieser Art. Auf einer von uns mitfinanzierten Konferenz wurden die Ergebnisse vorgestellt und werden, so das Versprechen der Behörden, aller Voraussicht nach zur Ausweisung von Schutzgebieten führen.
In den Brutgebieten im Nordosten Sibiriens gehen die Bestandszählungen weiter. Leider sind bereits 7 bekannte Brutgebiete aufgegeben. In fünf weiteren Gebieten, die fast alljährlich kontrolliert werden, wurde der drastische Rückgang weiterhin bestätigt.
Erste Schutzmaßnahmen sind auch hier für 2008 und 2009 erfolgt. Unter anderem werden örtliche Bewacher eingesetzt, die Eierräubern das Handwerk legen sollen, aber auch Nester direkt vor dem Zugriff von Hunden und Füchsen schützen.
Folgeaktivitäten Inzwischen nehmen sich auch andere Organisationen, wie BirdLife International, der Rettung des Vogels an. Alle Ergebnisse der Forschungsarbeiten fließen ein in den von BirdLife International in Auftrag gegebenen und von ArcCona Consulting und russischen Partnern ausgearbeiteten Aktionsplan zur Rettung des Löffelstrandläufers. Ein daraus entwickeltes sogenanntes Memorandum of Understanding soll von allen Staaten, in denen der Löffelstrandläufer vorkommt, unterzeichnet werden. BirdLife International widmet sich nun zunehmend dem Schutz dieser Art und hat sie in ihr Preventing Extinction Programme aufgenommen. Ein ambitioniertes Projekt von Birds Russia und Save Our Species hatte 2012 Erfolg bei der Nachzucht von 9 Jungtieren aus 11 Eiern, bei der Eier aus den Gelegen nach Europa und neun Jungtiere wieder zurück in die Wildnis geflogen wurden.
Spenden: Für den Schutz des global stark bedrohten Löffelstrandläufers werden weitere Mittel benötigt, um Aufklärungsarbeit gegen die Bejagung des Löffelstrandläufers vor Ort fortzusetzen. Die Manfred-Hermsen Stiftung hat ein Konto eingerichtet, dass Spenden für die Arbeit im Überwinterungsgebiet sammelt. Bitte spenden Sie auf das Konto
Manfred-Hermsen-Stiftung Bankhaus Carl F. Plump & Co. BLZ: 290 304 00 Konto-Nr. 757 60 mit dem Hinweis (Verwendungszweck) auf das Projekt "Löffelstrandläufer"
Spenden
sind steuerlich absetzbar. Eine Spendenbescheinigung wird auf Nachfrage
ab einer Summe von mind. 50 Euro ausgestellt. Da anhand einer
Überweisung die Anschrift der Spenderinnen/Spender nicht erkennbar ist,
bitte eine kurze Email an info(a)m-h-s.org, Betreff "Löffelstrandläufer"
senden.
Aktuelles
Juli 2018: Erfolg in China - Wichtiges Schutzziel für den extrem gefährdeten Löffelstrandläufer erreicht.
Im Golf von Mottama konnte das wichtigste Überwinterungsgebiet für den Löffelstrandläufer in Myanmar gesichert werden. Hier finden Sie weitere Informationen.
Januar 2017: 11. Konferenz der Löffelstrandläufer-Task Force [auf Englisch]
Newsletter des "Spoonbilled Sandpiper Recovery Team" (auf Englisch): November 2018 [6 MB] März 2018 [4,9 MB] April 2017 [4,76 MB] Oktober 2016 [1,61 MB] April 2016 [1,55 MB] August 2015 [2,45 MB] Februar 2015 [2,52 MB] August 2014 [2,2 MB] Januar 2014 [2,73 MB] August 2013 [3,3 MB] Februar 2013 [3,68 MB] August 2012 [2,43 MB] Februar 2012 [6,29 MB] August 2011 [6,78 MB] Februar 2011 [2 MB] Mai 2010 [1,64 MB] Dezember 2009 [1,34 MB]
Presseartikel Oktober 2018 "Eiertanz" im Schutz um den Löffelstrandläufer Januar 2018 neue Schutzgebiete September 2016 Winterrekorde Dezember 2015 Löffelstrandläufer Dezember 2015 Tenessarim, Myanmar September 2014 Juni 2014 März 2014 2013: Sensationeller
Fund in Shanghai August 2011 Juli 2011 April 2011
Berichte 2012 Löffelstrandläufer in Rudong 2010/ 2011 Neue Hoffnung für den Löffelstrandläufer aus dem Überwinterungsgebiet
Links zum Thema www.loeffelstrandlaeufer.blogspot.com www.birdlife.org www.eaaflyway.net |